Der Begriff Authentizität oder auch Echtheit kommt in diesem Zusammenhang aus der Psychotherapie. Die psychotherapeutische Schule der Rogerianer postuliert Authentizität neben Empathie und Wertschätzung als eine der drei wichtigsten Säulen der Haltung eines Psychotherapeuten. Diese Haltung allein ganz ohne weitere Methoden wirkt bereits entwicklungsfördernd. Ein moderner Führungsstil, also ein Führen über Beziehung, sollte immer auch ein authentisches Führen sein. Hinter diesem Begriff verbirgt sich nämlich, wie man als Führungskraft am besten mit seinen eigenen Gefühlen umgeht. Denn Gefühlsausbrüche jeglicher Art wirken auf Mitarbeiter weder förderlich noch motivierend. 

Was bedeutet authentisch sein?

Authentisch sein bedeutet keine Fassade aufziehen. Wenn man als Führungskraft verärgert ist, sollte man nicht verkrampft lächeln. Authentisch sein heißt allerdings auch nicht den Ärger an den Mitarbeitern auszulassen. Dieses Verhalten würde man nicht als authentisch, sondern als unreif oder emotional instabil bezeichnen. Authentisch ist in diesem Beispiel wenn man als Führungskraft sagt: „Darüber ärgere ich mich jetzt!“. Mehr sollte und braucht man nicht sagen. Nach diesem Satz tut man gut daran, sich wieder Inhalten des Alltagsgeschäftes zu widmen. Wenn man seinen Ärger so mitteilt, wird man bemerken, dass der Ärger in diesem Moment bereits schrumpft. Weitere Erklärungen warum und wieso man sich über was oder wen ärgert wären kontraproduktiv, weil man sich wieder in den Ärger hineinsteigern würde. Mit jedem weiteren Wort würde der Ärger wachsen. Außerdem sind Sie als Führungskraft für das Betriebsklima verantwortlich. Wutausbrüche oder das Verharren in negativen Emotionen verändern das Klima im Team natürlich genauso wie tatkräftige Freude am Schaffen.

Ist man als Führungskraft verweichlicht, wenn man authentisch führt?

Nein, natürlich nicht. Authentisch oder empathisch sein hat nichts mit einer weichen, nachsichtigen Haltung zu tun:

  • Bei einer authentischen Haltung versteckt die Führungskraft keine Gefühle. Sie lebt Gefühle auch nicht auf Kosten anderer aus, sondern vermittelt Gefühle.
  • Bei einer empathischen Haltung versucht die Führungskraft Motivation, Gefühlszustand, Werte und Beweggründe eines bestimmten Verhaltens zu verstehen. Wer seine Mitarbeiter versteht, weiß wodurch sie motiviert werden, welche Werte sie haben, etc. – so kann man seine Mitarbeiter optimal fördern.

Führen über Beziehung ist fordernd und förderlich zugleich

In der Aumaier Führungslandkarte ist die authentische Führung ein Bestandteil des Führens über Beziehung. Weitere Bestandteile sind Empathie, Wertschätzung und Vertrauen in die Fähigkeiten der Mitarbeiter. Konkret wird in jeder Führungssituation dann noch die Position des Mitarbeiters (Lehrling, erfahrener Mitarbeiter, usw.) und die Situation (Gefahr in Verzug, Ausgabe eines Zieles, usw.) mitberücksichtigt. Dies ist ein komplexer Ansatz, da es auch herausfordernd und schwierig ist, Menschen mit jeweils individueller Persönlichkeit, eigenem Wertesystem und Charakter zu führen. Coaching hilft nachhaltig ihre Führungsqualitäten zu verbessern und zu perfektionieren.

Hinweis: Bei personenbezogenen Bezeichnungen wurde aus Gründen der besseren Lesbarkeit die männliche Bezeichnung gewählt.