Alle von uns sind mit dem Konzept des „Dilemmas“ vertraut – einer verzwickten Situation, in der man sich zwischen zwei gleich schwerwiegenden Alternativen entscheiden muss. Doch ist Ihnen das Tetralemma, ein faszinierendes Konzept, das einen Ausweg aus dem klassischen Dilemma bieten kann, bereits ein Begriff? Dieses erweiterte Entscheidungsfindungstool, das seine Wurzeln in der antiken indischen Philosophie hat, wurde insbesondere durch die innovativen Arbeiten von Matthias Varga von Kibéd und Insa Sparrer in die Coaching-Welt eingeführt.

In unserem täglichen Leben neigen wir dazu, die Welt in zwei Arten zu kategorisieren: richtig oder falsch, Tag oder Nacht, Ja oder Nein. Wir beschränken uns selbst auf die Wahl zwischen zwei Pfaden, gefangen in einer Schwarz-Weiß-Denkweise. Doch oft ist unser Feld der Möglichkeiten weit umfangreicher, als wir zu Beginn vermuten. Das Tetralemma bietet uns einen Schlüssel, um unser Spektrum an Entscheidungen und Handlungen zu erweitern, indem es uns einlädt, über die üblichen Dualitäten hinauszudenken und einen reichhaltigeren, vielschichtigeren Raum der Optionen zu erkunden. Es ermutigt uns, die Komplexität und die vielfältigen Dimensionen unserer Entscheidungsfindung zu begrüßen und kann uns dadurch zu unerwartet kreativen und innovativen Lösungen führen.

Position 1 und 2 – Grundelemente festlegen

Den ersten Schritt im Rahmen des Tetralemmas bildet die Definition der zwei Entscheidungsalternativen A und B, die als Eckpfeiler des Entscheidungsprozesses fungieren. „Die Eine“, als Alternative A definiert, repräsentiert die erste klar erkennbare Lösungsoption, die sich uns in der Konfrontation mit einem Problem darbietet. Alternative B, bezeichnet als „die Andere“, stellt die entgegengesetzte Lösung dar, die als zweite offensichtliche Möglichkeit neben der ersten steht. Diese beiden Grundelemente dienen als Ausgangspunkte, von denen aus das Tetralemma seine explorative Reise in die Tiefe der Entscheidungsfindung antritt, indem es uns einlädt, den Raum für erweiterte Perspektiven zu öffnen.

Position 3 und 4 – Horizont erweitern

Um aus dem starren Denken in Schwarz und Weiß herauszukommen, bewegen wir uns zur Position C. Diese Position umfasst sowohl Lösung A als auch Lösung B. Hier denken wir darüber nach, ob die beiden scheinbar unterschiedlichen Optionen vielleicht zusammenpassen könnten. Gibt es eine Möglichkeit für einen Mittelweg? Zuerst sind wir vielleicht perplex, aber wenn wir uns Zeit lassen, können ganz neue, unerwartete Lösungen auftauchen.

Danach bestimmen wir Position D. Diese steht für „keine der beiden Optionen“ – also weder A noch B. Hier treten wir einen Schritt zurück und betrachten das gesamte Problem, also das Dilemma, von außen. Oft entdecken wir dabei, dass es mehr als nur die zwei offensichtlichen Lösungen gibt. Wir sehen über den ursprünglichen Streitpunkt hinaus und finden oft erstaunliche, kreative neue Wege zur Problemlösung.

Position 5 – Darüber hinaus

Wir treten in die Sphäre einer fünften Position ein, eine Phase des kühnen Hinterfragens: Was, wenn all das bisher Erwogene nicht die Antwort ist? In diesem Stadium lösen wir uns von allen vorherigen Annahmen und Vorschlägen, als ob sie nie existiert hätten. Was enthüllt sich unserem Geist, wenn wir unser Dilemma aus einer völlig neuen, äußeren Perspektive betrachten? Hier ist alles erlaubt, der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

Nachdem wir diese fünf Phasen durchlaufen haben, steht eines fest: Unsere Perspektive hat sich grundlegend gewandelt, unsere vormals begrenzte Sichtweise hat sich geweitet. Wichtig dabei ist, dass es nicht zwingend darum geht, sich für eine konkrete „Lösung“ zu entscheiden. Die Suche nach der einen, ultimativen Antwort weicht der Erkenntnis, dass es bereichernd ist, einfach unseren geistigen Horizont zu erweitern und verhärtete Überzeugungen zu hinterfragen. Oftmals ist es die Kombination aus neuen Sichtweisen und der Bereitschaft, bestehende Denkmuster aufzubrechen, die zu den erstaunlichsten Einsichten führt. Eine externe Begleitung kann dabei von unschätzbarem Wert sein, denn sie ermöglicht es, sich voll und ganz auf diesen Transformationsprozess einzulassen. In unserem individuellen Coaching bieten wir den idealen Rahmen, um diese Reise der Erkenntnis und Selbstentdeckung zu unterstützen.

Fazit

Abschließend lässt sich sagen, dass die Reise durch die fünf Positionen des Tetralemmas weit mehr als eine einfache Technik zur Problemlösung ist. Sie ist eine tiefgreifende Expedition in die Weiten unseres Denkens, die uns dazu anregt, über die gewohnten Grenzen hinaus neue Perspektiven zu erkunden.

 

Foto: www.canva.com