Für Arbeitssuchende ist es oft genauso schwer, einen passenden Job zu finden, wie für Firmen, passende Bewerber. Der erste Eindruck ist für alle entscheidend. Daher ist es von großer Bedeutung, dass beide Seiten sich bestmöglich vorbereiten und präsentieren.

Es existieren im Internet zahlreiche Ratschläge und Tricks, wie sich Jobsuchende im Recruiting-Prozess am besten verhalten sollten. Doch heute beleuchten wir das Bewerbungsverfahren einmal aus der Sicht der Firmen und erläutern, worauf man unbedingt verzichten sollte. Ein potenzieller Arbeitgeber sollte sich stets von seiner besten Seite zeigen und ein unangemessenes Auftreten sowie langweilige Fragen vermeiden.

6 No-Gos im Bewerbungsverfahren:

1. Langwierige und einseitige Abläufe

„Ist meine Bewerbung überhaupt angekommen? Warum meldet sich niemand?“, diese Fragen hat sich jeder Bewerber sicherlich schon einmal gestellt. Für Arbeitssuchende ist es entscheidend zu erfahren, ob ihre Bewerbung angekommen ist. Reaktionen, die als zu spät oder unpersönlich aufgenommen werden, sollten vermieden werden. Standard-Antworten mit Bemerkungen wie: „Bitte antworten Sie nicht auf diese Nachricht“, werden ungern gesehen, da ein Bewerbungsprozess nicht als einseitig empfunden werden sollte. Es geht um eine gemeinsame Entscheidung beider Parteien. Versprechen wie: „Wir melden uns innerhalb von zwei Wochen bei Ihnen“, sollten unter allen Umständen eingehalten werden, selbst wenn keine eindeutige Entscheidung getroffen wurde. Auch, wenn es in der Firma gerade stressig ist und viele Bewerbungen eingehen, ist das Ignorieren von Bewerbungen ein großes No-Go.

2. Unangenehme Atmosphäre während des Gesprächs

Früher war es Standard, dem Bewerber sogenannte Stressfragen zu stellen. Das Ziel war es, das Gegenüber aus der Reserve zu locken und zu sehen, wie die Person in verschiedenen Situationen und mit gewissen Themen umgeht. Jedoch sollte das Gespräch keinesfalls nur aus Stressfragen bestehen, sonst könnte es sich nach einem Verhör anfühlen. Es ist unbedingt darauf zu achten, dass sich der Arbeitnehmer wohl fühlt und ein lockeres Gespräch geführt wird. Das Kennenlernen zwischen Firma und Jobsuchenden sollte immer im Vordergrund stehen. Absolute No-Gos sind sehr private Fragen wie beispielsweise zum Kinderwunsch, zur sexuellen Orientierung oder zur Religion. Hier ist Vorsicht geboten, denn einige Fragen sind vom Gesetzgeber als unzulässig definiert – so muss der Bewerber sie keinesfalls beantworten.

Auch Störfaktoren, wie ein am Tisch liegendes klingelndes Handy, sollten vermieden werden. Außerdem sollte der Arbeitssuchende keinesfalls das Gefühl vermittelt bekommen, dass er froh sein kann, zum Gespräch überhaupt eingeladen worden zu sein. Hier sollte unbedingt das Gefühl einer Zusammenarbeit entstehen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Vorbereitung auf das Recruiting-Gespräch. Die Unterlagen des Bewerbers müssen vorher gelesen werden, damit man als Firma keineswegs ins Fettnäpfchen tritt. Zeigen Sie dem Bewerber gegenüber wirkliches Interesse und treten Sie professionell auf.

3. Zu wenige bzw. falsche Informationen über das Jobangebot oder die Firma

Unternehmen sollten sicherstellen, dass der Bewerber über alles bestens informiert wird. Nach dem Lesen der Stellenausschreibung können noch weitere Fragen auftauchen, die in einem persönlichen Gespräch dann umfangreich beantwortet werden sollten. Das Aufgabenfeld sollte am besten so präzise wie möglich formuliert werden, damit man als Jobsuchender weiß, was auf einen zukommt.

Keinesfalls dürfen im Gespräch falsche Erwartungen gemacht werden. Als Firma möchte man sich von der besten Seite zeigen, doch Ehrlichkeit dem Arbeitnehmer gegenüber steht immer im Vordergrund. Wenn gewisse Aussagen während des Vorstellungsgesprächs getätigt werden, dürfen sich diese im Nachhinein unter keinen Umständen als gelogen herausstellen, nur damit man vor dem Bewerber besser dasteht.

In Zeiten von Bewertungsplattformen wie Kununu und Co. ist es für Jobsuchende leicht herauszufinden, was (ehemalige) Mitarbeitende über ihren Job und die Firma denken. Natürlich sind das subjektive Meinungen einzelner Personen, und es muss nicht alles 1:1 zutreffen, dennoch sollte Firmen bewusst sein, dass Bewerber mit nur wenigen Klicks viele Informationen über den potenziellen Arbeitgeber und Job erhalten können.

Daher ist eine klare und ehrliche Kommunikation im Bewerbungsverfahren das A und O.

4. Unpünktlichkeit oder kurzfristiges Verschieben des Termins

Selbstverständlich ist es nicht immer leicht, ein Bewerbungsgespräch in den Arbeitsalltag eines Unternehmens einzubauen. Jedoch ist es ungemein wichtig, sich trotzdem genug Zeit für potenzielle neue Arbeitnehmer zu nehmen. Unpünktlichkeit und lange Wartezeiten sind ein klares No-Go. Es sollte immer darauf geachtet werden, dass man die Termine mit den Bewerbern einhält und sie nicht zu lange warten lässt. Viele Bewerber erscheinen schon etwas zu früh zum vereinbarten Termin, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Sollte es zu Wartezeiten kommen, stellen Sie als Unternehmen sicher, dass es geeignete Räumlichkeiten gibt, in denen sich der Bewerber aufhalten und auf das anstehende Gespräch vorbereiten kann.

Da sich viele Jobsuchende noch in einem Beschäftigungsverhältnis befinden und für Bewerbungsgespräche vorausplanen müssen, sollten Firmen es auch vermeiden, einen Termin ohne triftigen Grund kurzfristig abzusagen.

5. Schlechter Service vor, während und nach dem Gespräch

Bewerber sollten sich unbedingt immer wertgeschätzt fühlen. Ein häufig unterschätztes Thema beim Bewerbungsgespräch ist der Service bzw. die Bewirtung. Sorgen Sie dafür, dass sich Arbeitssuchende vor, während und nach dem Gespräch rundum wohl fühlen. Durch eine schlechte Bewirtung könnte der Bewerber (schlechte) Rückschlüsse auf die allgemeinen Zustände in der Firma schließen. Bieten Sie in jedem Fall etwas zu trinken an. Wählen Sie für das Gespräch einen geeigneten Ort mit einer angenehmen Atmosphäre. Gibt es für den Bewerber eine Wartezeit vor dem Vorstellungsgespräch, holen Sie ihn am besten persönlich vom Wartebereich ab, damit er sich willkommen fühlt. Auch bei der Verabschiedung macht es einen guten Eindruck, wenn Sie den Jobsuchenden bis zum Ausgang begleiten.

6. Fehlende oder verspätete Rückmeldung nach dem Vorstellungsgespräch

Mit Bewerbungsgesprächen ist viel Arbeit sowohl für die Firma als auch für den Bewerber verbunden. Daher sollten Firmen unbedingt zeitnah dem Jobsuchenden ein Feedback zukommen lassen. Der Bewerber braucht Gewissheit, ob noch weitere Gespräche im Unternehmen folgen werden oder ob er sich auf die Suche nach anderen Jobangeboten machen soll. Wie weiter oben schon erwähnt, befinden sich viele Bewerber in einem noch aufrechten Arbeitsverhältnis und müssen die Möglichkeit haben, gut zu planen.

Sollte es sich bei der Rückmeldung um eine Absage handeln, ist es wichtig, den Bewerber die Gründe dafür wissen zu lassen, damit über dieses Feedback Lernchancen gezogen werden können. Leider können nicht alle Begründungen von Firmenseite her rückgemeldet werden, da sie als Diskriminierung angezeigt werden könnten (bspw. Alter oder Geschlecht). Teamdynamisch könnten jedoch derartige Gründe ausschlaggebend sein, einem Bewerber zu- oder abzusagen. Denn diverse Teams zählen aktuell zu den erfolgreichsten Teams. Also könnten auch Alter oder Geschlecht als Kriterium für eine Jobzu- oder Absage herangezogen werden, wenn die aktuellen Teamverhältnisse zu heterogen sind.

Fazit

Bewerbungsverfahren sind komplexe Prozesse. Es ist unerlässlich, dass sich Firmen mit den Tabus auseinandersetzen und Recruiting-Gespräche zeitgemäß ablaufen. Wenn man die oben genannten Punkte beachtet, stehen die Chancen gut, dass man einen guten Eindruck bei den Bewerbern hinterlässt und schon bald erfolgreich neue Mitarbeitende für sich gewinnt.

 

Hinweis: Bei personenbezogenen Bezeichnungen wurde aus Gründen der besseren Lesbarkeit die männliche Bezeichnung gewählt.

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