Seit den 70er Jahren gibt es ständige Bemühungen die Mensch-Maschine-Interaktion zu verbessern. Ging es ursprünglich im Zuge der Industrialisierung verstärkt um Arbeitsergonomie, reicht das Spektrum heute bereits bis in Richtung emotionale Beziehung. Aus der Mensch–Maschine-Interaktion wird also die Mensch-Maschine-Beziehung. Erste Schritte hin zu einer Beziehung wurden schon in der Vergangenheit mit dem elektronischen Spielzeug „Ferby“ gemacht. Heute sprechen wir mittels Sprachassistenz mit unserem Smartphone oder Auto. Jede technische Veränderung bürgt meist sowohl Vor- als auch Nachteile, die Mensch-Maschine-Beziehung ist hier keine Ausnahme.
Von der Entlastung zur Belastung
Die Leitargumente für die Anfänge der Industrialisierung gelten auch heute noch: Die Optimierung der Interaktionsprozesse zwischen Mensch und Maschine führen zu einer Verbesserung der Leistungsfähigkeit des gesamten Arbeitssystems. Zudem werden so die einwirkenden Belastungen auf den arbeitenden Menschen gemindert. Letzteres ist heutzutage besonderes wichtig, da wir mit Manpower alleine die gesamte Arbeitslast oft gar nicht mehr stemmen können. „Clean desk“ zu Büroschluss – also die Erledigung aller Aufgaben zu Arbeitsende – ist bereits eine Utopie. Die Digitalisierung verspricht uns hierbei die ersehnte Entlastung. Wir sollen uns durch sie wieder auf das wesentliche konzentrieren können. Doch gerade die ständige Möglichkeit zur Kommunikation via E-Mail, Social Media und Messaging-Diensten trägt oft zur Überlastung bei. Durch die Digitalisierung sind wir immer und überall erreichbar – die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmt.
In einer Beziehung mit einer Maschine
Die Mensch-Maschine-Beziehung wird zunehmend „vermenschlicht“. Es gibt viele Bemühungen mit Hilfe psychologischer Erkenntnisse der Maschine Menschlichkeit einzuhauchen. Bereits in der Vergangenheit sind wir beispielsweise mit „Tamagotchi“ Beziehungen mit Maschinen eingegangen. In der Zukunft sind freundschaftliche Beziehungen oder sogar Liebesbeziehungen zu Maschinen vermehrt zu erwarten.
Wie eine solche Liebesbeziehung aussehen könnte, zeigte der Film „Her“ von Spike Jonze. Darin verliebt sich der Hauptdarsteller Theodor in Samantha, ein hoch entwickeltes Betriebssystem. Samantha konnte ihn wie keine andere Frau zuvor verstehen und unterhalten – so war sie ja auch programmiert worden. Kein Wunder also, dass sich daraus auch Emotionen der Maschine gegenüber entwickeln können. Die Beziehung zwischen Mensch und Maschine könnte sich dadurch negativ auf die zwischenmenschlichen Beziehungen auswirken: Diese könnten verringert oder sogar ersetzen werden. Andererseits zeigen Studien aber, dass ältere Menschen mit Haustier länger leben. Eine passgenau programmierte Maschine wäre einfacher zu versorgen als ein Haustier und könnte sogar die Pflegehandlungen übernehmen.
Die ersten Schritte zur „Vermenschlichung“
An der „Vermenschlichung“ der Roboter wird zunehmend gearbeitet. In den Anfängen ging es darum, dass Menschen Maschinen bedienen sollten. Im zweiten Schritt, dass diese Maschinen einfache Abläufe selbständig durchführen. Im dritten Schritt – hier in etwa befinden wir uns derzeit – sollen die Maschinen ganze Prozesse automatisiert übernehmen und der Mensch lediglich das Ergebnis überwachen. In der nahen Zukunft wird aus dem Computer ein vis-a-vis mit menschlichen Eigenschaften. Wir befinden uns bereits am Beginn dieser Ära. Das können Sie an ihrem Smartphone erkennen. Unterhalten Sie sich doch mit Siri (genauso bei Echo, oder Alexa) und Sie werden merken, dass es sich nicht um einen trocken antwortenden Sprachassistenten handelt. Ganz im Gegenteil: Sie erhalten menschenähnliche Reaktionen. Die Programmierung der Antworten wird bereits mit dem Ziel der „Vermenschlichung“ vorgenommen.
Weiterentwicklung mittels Psychologie
Es wird längst daran gearbeitet noch einen Schritt weiter zu gehen: Die Erschaffung eines Mensch-Maschine Beziehungssystems, das nach dem Vorbild menschlicher Beziehungen funktioniert. Roboter werden bereits darauf programmiert Blickkontakt zum Menschen herzustellen, ihren Kopf zielgerichtet zu drehen, bzw. Gesten zu machen. Durch die menschenartigen Bewegungen wird auch der Anschein erweckt, dass die Maschinen vielleicht ja auch zu menschenartigen Empfindungen fähig sind. Hierfür werden in der Robotik gezielt Erkenntnisse der Psychologie genutzt. Zukünftig soll der Mensch Roboter in seinem Alltag nicht nur annehmen, sondern begrüßen. Nicht nur die Robotik, auch mittels „Companions Project Interfaces“ im Rahmen der Digitalisierung bemüht sich die EU weiter zu forschen – mit dem Ziel, die Beziehung zwischen Menschen und Computer von einem rein task-basierten System in Richtung sozialer Interaktion zu bringen.
Auswirkungen auf verschiedene Lebensbereiche
Wie weit der technische Fortschritt unsere Beziehungen beeinflussen wird, ist noch nicht genau absehbar: Wird sich eine Abhängigkeit gegenüber programmierten Maschinenpartnern entwickeln – da die zu Fehlverhalten neigenden, manchmal egoistischen Lebenspartner nicht mehr mithalten können? Finden wir endlich zu Lebensglück – da wir in seelenverwandten Maschinen die Partner fürs Leben gefunden haben? Diese Fragen können noch nicht mit Gewissheit beantwortet werden. Was aber schon mit Sicherheit gesagt werden kann ist, dass der technische Fortschritt auch in Zukunft verschiedene Lebensbereiche beeinflussen wird. Coaching in Beziehungsfragen könnten beispielsweise um eine neue Dimension, nämlich die von „Mensch mit Maschine“, angereichert werden. Wir werden uns auch in diesem Bereich darauf einzustellen haben.
Hinweis: Bei personenbezogenen Bezeichnungen wurde aus Gründen der besseren Lesbarkeit die männliche Bezeichnung gewählt.