Spielt es eine Rolle, ob man als Chef seine Mitarbeiter mit Du oder Sie anspricht? Ja, selbstverständlich ist die klare Antwort! Du signalisiert Nähe und Vertrautheit – Sie erzeugt einen formellen und distanzierten Umgang. Was ist richtig könnte man fragen? Kommt drauf an, könnte man sagen!

1. Gewusst wo

In Österreich ist es im ländlichen Raum oftmals üblich, sich mit Vornamen und Du anzusprechen. Das Sie wird bewertet als „überheblich/hochgestochen/arrogant“. Unter diesen Voraussetzungen ist es nicht ratsam, auf das Siezen zu bestehen. Selbst dann, wenn man in einem internationalen Konzernunternehmen beschäftigt ist.

2. Der Ton macht die Musik!

Du Wort im beruflichen Umgang nicht mit dem Freundschafts-Du verwechseln. Selbst wenn es aufgrund des ländlichen Umfeldes angebracht ist, per Du zu sein, bedeutet das noch lange nicht, einen freundschaftlichen Umgang zu pflegen. Der Unterschied lässt sich an der Wortwahl, am Tonfall, an der Mimik, Gestik, Körperhaltung festmachen: im beruflichen gilt auch beim Du Wort ein formellerer Umgang, als im Freundes- und Familienkreis.

3. Einer Du – alle Du!

Das Du Wort nicht von Sympathie oder langjähriger Zugehörigkeit abhängig machen. Wenn man als Chef zu seinen Mitarbeitern per Du ist, dann gilt eine Grundregel: per Du mit allen! Sonst entsteht eine Zweiklassengesellschaft im Team, die jene mit mehr Nähe zum Chef (Du Wort) bevorzugt. Daher am besten mit allen, ab sofort per Du oder mit keinem. Die oftmalige Gepflogenheit – die mit dem Du Wort zu belohnen die lange dabei sind, ist keine zeitgemäße Vorgangsweise. Firmentreue ist besser mit anderen Mitteln zu belohnen: etwa mit interessanten Aufgaben, Gehör schenken, Beiträgen Gewicht geben oder in wichtigen Angelegenheiten Aufmerksamkeit schenken.

4. No-Go: Du Wort auf der Firmenfeier anbieten

Im Gegensatz zu privaten Gepflogenheiten, wo das Du Wort üblicherweise mit Alkohol und Küsschen auf die Wange angeboten wird, ist beim beruflichen Du Wort maximal das Händereichen notwendig. Es genügt auch, einfach nur auszusprechen, dass man per Du sein möchte. Am besten, man erklärt das schon beim Bewerbungsgespräch. Damit ist es der allgemeine Stil im Unternehmen. Das persönliche Anbieten kann durch eine Du Regel ersetzt werden. Das bewahrt die notwendige, berufliche Distanz und unterscheidet sich vom freundschaftlichen Du Wort im privaten Bereich.

5. Lehrling – trotzdem per Sie?

Auch bei Lehrlingen ist unbedingt das Sie Wort einzuhalten! Wenn der Chef mit allen per Sie ist, dann auch mit den Lehrlingen. So werden Sie auch auf diese Weise ernst und „auf selber Augenhöhe“ wahrgenommen. Wenn der Chef mit allen per Du ist – dann sollte das auch für die Lehrlinge gelten. Der Ton und die Umgangsformen in Summe machen die Musik, nicht das Du oder Sie.

6. Wer bietet wem das Du an?

Der Chef dem Mitarbeiter, auch wenn der Mitarbeiter älter ist! Der jüngere Chef auch der älteren Mitarbeiterin: Hierarchie steht in diesem Fall über Alter und Geschlecht und setzt private Kniggeregeln außer Kraft.

7. Fehlender Respekt: Zurück zum Sie?

Soll man das Du Wort wieder entziehen, wenn der Ton respektlos wird? Nein, besser ist es anzusprechen, dass Respekt erwartet und gefordert wird. Fehlt es, dann hat dies eher mit einer generellen Unreife des Betroffenen zu tun und ist wie jedes andere Fehlverhalten anzusprechen und die gewünschte Form einzufordern.

8. Unterschiede im Team

Teams entwickeln ihre eigenen Regeln im Umgang miteinander. Sie zeigt sich in der Teamkultur – die den ungeschriebenen Gesetzen und Ritualen der Teammitglieder folgt. In der Verantwortung des Chefs liegt es, für einen allgemein wertschätzenden Umgang und Ton zu sorgen: Schweigen wird als Zustimmung gewertet! Daher ist es wichtig, korrigierend einzuschreiten, wenn der Ton kippt, Sarkasmus an der Tagesordnung ist oder sich das Team regelmäßig auf Kosten eines Teammitgliedes amüsiert.

9. Fällt einer aus der Reihe – Ziehen Sie Konsequenzen!

Wehren Sie als Chef den Anfängen und rufen Sie laut zur Ordnung auf! Achten Sie auf einen professionellen Umgang in Ihrem Team. Gehen Sie diesbezüglich selbst mit gutem Beispiel voran und ziehen Sie beim Einzelnen die Konsequenzen, wenn nach wiederholter Ermahnung kein ordnungsgemäßer, beruflicher Umgang einkehrt. Das Team wird es ihnen mit Respekt und Akzeptanz lohnen.

10. Das Team als Spiegel

Die Mitarbeiter reflektieren Sie: Beobachten Sie den Umgang ihrer Teammitglieder untereinander und hören Sie auf deren Tonfall und Ausdruck. Sie können eine Menge über sich selbst in Erfahrung bringen.

Mitarbeiterkommunikation ist komplex und vielschichtig. Oftmals ist es nicht einfach alte Strukturen aufzubrechen und neue Wege zu beschreiten. Wollen Sie alteingesessene Strategien ändern oder eine neue Kommunikationslinie einführen? Coaching kann hier unterstützen und zum gewünschten Ergebnis führen.

Hinweis: Bei personenbezogenen Bezeichnungen wurde aus Gründen der besseren Lesbarkeit die männliche Bezeichnung gewählt.