Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Beste im ganzen Land? Täglich aufs Neue arbeiten Frauen besonders hart. Denn ihnen ist im Berufsleben vor allem eines wichtig: Als kompetent zu gelten. Sie erwarten meist zu viel von sich und streben nach Perfektion. Sie folgen dem Motto, dass nur Ergebnisse zählen, um eine Beförderung und Gehaltserhöhung zu erhalten. 

Beförderung und Gehaltserhöhung als Ziel

Ersteres, die Beförderung, stimmt bis zu einem gewissen Grad: So mancher Chef befördert seine beste Mitarbeiterin ins Mittelmanagement. Denn sie arbeitet für zwei und erleichtert ihm sein Arbeitsleben. Aber er wird sie genau aus diesem Grunde nicht weiter befördern. Wer verliert denn schon gerne seine beste Arbeitskraft?

Zweites, die Gehaltserhöhung, stimmt nicht: Im Mittelmanagement wird nämlich erwartet, dass auch Frauen um ihre Kompetenz wissen und dementsprechend ihr Gehalt auch beanspruchen. Meist sind Frauen dabei noch zurückhaltend und freiwillige Gehaltserhöhungen werden nur mit einem Deal geboten: Mehr Geld, mehr Leistung. Frauen spornt das an. Sie haben die Tendenz sich wirklich anzustrengen, um zu überzeugen. Sie neigen zur Perfektion.

Das Streben nach Perfektion als Feind des Selbstvertrauens

Besonders mangelndes Selbstvertrauen veranlasst Fehler vermeiden zu wollen. Vielen fehlt der Mut zur Lücke, das Vertrauen in die Fähigkeiten der Anderen und die Toleranz auch andere Ideen, die zum richtigen Ergebnis führen, anzuerkennen. Daher neigt man dazu, alles selber machen zu wollen und Andere zu kontrollieren. Vor allem Frauen haben hohe Ansprüche an Andere und besonders an sich selbst – höhere Ansprüche, als das Umfeld an sie hat. Das treibt sie an – bis hin zur Erschöpfung und trotzdem sind sie nicht zufrieden mit ihrer Leistung. Frauen sind davon besonders betroffen, weil der tägliche Blick in den Spiegel eine uneingeschränkte Zufriedenheit sowieso regelmäßig zunichtemacht. Egal, wie viele Erfolge sie zu verzeichnen haben, ihre Unzufriedenheit nährt sich an den fehlerhaften Ergebnissen, mangelnden Verhalten und dem äußeren – nicht dem vermittelten Ideal entsprechenden – Erscheinungsbild.

Nach einem langen Arbeitstag wird dann ein Resümee gezogen: Alles was tagsüber nicht geklappt hat wird reflektiert. Der Vorsatz wird gefasst, am nächsten Tag alles besser und so perfekt wie möglich zu „funktionieren“. Das ist ein Teufelskreis, der dazu führt, sich selbst ständig kritisch zu beobachten. Reflexion ist zwar gesund, aber ein ständiges Hinterfragen untergräbt das eigene Selbstvertrauen.

Der Ausweg aus dem Teufelskreis

Man muss sich erlauben zu scheitern – besonders Frauen müssen sich darüber klar werden, dass sie nicht immer perfekt sein müssen. Regelmäßiges Scheitern im überschaubaren Rahmen schafft eine solide Basis des „Sich-Ausprobierens“. Und im Ausprobieren liegt die Chance auf eine gesunde Weiterentwicklung.

Einige konkretere Maßnahmen, die Sie in den Alltag einbauen können, um mit sich selbst zufriedener zu werden: Loben Sie sich für Erfolge und auch für Ihren Mut, Risiken eingegangen zu sein! Feiern Sie Ihre Erfolge! Erzählen Sie von Ihren Erfolgen! Und söhnen Sie sich mit Ihrem Spiegelbild aus! Lieben Sie Ihre kleinen Macken und Schwächen – sie machen Sie einzigartig und unverwechselbar!

Dem Teufelskreis aktiv vorbeugen

Falls Sie Kinder haben, ermutigen Sie diese, eigene Erfahrungen zu machen – selber Wäsche waschen, alleine mit dem Bus fahren, ein Spiegelei braten. Und seien Sie tolerant, wenn es nicht auf Anhieb klappt. Springen Sie nicht ein, um sie auszubessern. Übung macht den Meister. Sind Sie zurückhaltend mit Lob. Loben Sie nur wirklich herausragende Leistungen, damit sich Ihre Kinder anstrengen. Und freuen sie sich darüber, wenn Ihre Töchter und Söhne einen eigenen Willen haben, vorlaut und unangepasst sind. Das ist zugegeben phasenweise etwas anstrengender, als brave, angepasste Kinder. Aber das sind die Zutaten, die ein starkes Selbstbewusstsein im Erwachsenenleben garantieren. So spüren sie später im Berufsleben nicht den ständigen Druck perfekt sein zu müssen – mit dem besonders Frauen zu kämpfen haben.