In der Arbeit geht es um Leistung, Engagement und Zielerreichung – ohne unterstützende, funktionierende Beziehungen geht es jedoch nicht. Ein harmonisches und effektives Miteinander mit Kollegen, Mitarbeitern und Chefs kann nur dann erreicht werden, wenn drei Beziehungsebenen und deren Bedürfnisse berücksichtigt werden:

  1. Mitarbeiter unter sich

Es braucht Zeit und Raum um Beziehungen auf der Kollegenebene zu pflegen. Sei es beim gemeinsamen Kaffee zwischendurch, bei der Rauch-Pause oder beim Mittagessen. Es soll ein soziales Miteinander sein – ganz ohne Arbeitsthemen. Das stärkt die persönliche Ebene und ermöglicht in Folge den unkomplizierten „kurzen, direkten Weg“. Außerdem ist die gegenseitige Unterstützung bei dringlichen oder neuen Themen gesichert.

Der Chef stört bei diesen Treffen. Seine Abwesenheit macht das Besprochene einerseits „offiziell“ und andererseits „verbindlich“. Wenn man „unter sich“ sich mal über Kunden, die Firma oder Rahmenbedingungen ausweinen kann, handelt es sich vor allem um eine gesunde gegenseitige Unterstützung zur Psychohygiene. Außerdem ist es wichtig, ab und zu über den Chef selbst sprechen zu können: seine Ansagen, sein Auftreten, seine Ansichten. Das hilft sich zu entemotionalisieren und nach derartigen Pausen geht es üblicherweise wieder frisch zurück ans Tagwerk.

Führt die ungesunde Jammerei zum permanenten schlechten Teamklima, weil es unter Kollegen nur mehr negative Äußerungen gibt, hängt der Teamsegen schief. Dann ist der Chef gefordert: Er muss dies beim nächsten offiziellen Teammeeting thematisieren, sodass gemeinsam nach Lösungen gesucht werden kann. In diesen Fällen braucht es jedoch oftmals externe Unterstützung und andere Methoden, um bei den Kollegen wieder positive und produktive Arbeitsstimmung entstehen zu lassen.

Wie weiß nun der Chef, wann er bei Kollegentreffen dabei sein soll und wann nicht? Ganz einfach: ab und zu sich beim Kaffee dazu stellen, alle paar Wochen mal mit zum Mittagessen gehen. Aufgrund der üblichen Meetings und Dienstreisen ist sowieso ein tägliches gemeinsames Pausieren ausgeschlossen. Und wenn man bis dato ständig als Chef mit von der Partie war, dann sollte man sich mit Fingerspitzengefühl langsam zurückziehen. Die Kollegen werden sich die Veränderung meist nicht wünschen, aber sehr schnell das „unter sich sein können“ genießen.

  1. Chef mit seinen Kollegen

Als Chef ist man gut beraten, mit den Kollegen auf derselben Ebene Kontakt aufzunehmen. Das führt oftmals über die eigenen Abteilungsgrenzen hinaus. In jedem Fall sollten all jene Führungskollegen auf selber Ebene in allen Schnittstellenabteilungen zum gemeinsamen Mittagessen oder Kaffeetrinken aufgesucht werden. So werden gute, tragfähige Beziehungen aufgebaut, die bei interdisziplinären Projekten und Prozessen für eine konfliktfreie und konstruktive Zusammenarbeit sehr förderlich sind.

Wenn sich die Chefs gut verstehen, dann ist auch die Zusammenarbeit der Mitarbeiter an den Schnittstellen produktiver. Wenn Chefs miteinander Konflikte austragen, entzweit das üblicherweise die Mitarbeiter auf den operativen Ebenen. Es handelt sich dabei um Loyalitätskonflikte: Mitarbeiter, die gut miteinander zusammenarbeiten obwohl ihre Chefs verfeindet sind, würden so ihre zerstrittenen Chefs „verraten“. Also lohnt es sich als Chef allemal in das eigene Kollegennetzwerk Zeit und Beziehungsinteresse zu investieren.

  1. Chef mit seinen Führungskräften unter sich

Das Chefsystem eines Bereiches ist von den betroffenen Führungskräften (üblicherweise Abteilungsleiter mit seinen Gruppenleitern) durch regelmäßiges Treffen und im regelmäßigen Austausch zu pflegen – inhaltlich auf der Sachebene und emotional auf der Beziehungsebene. Dafür sollte es regelmäßige Meetings geben. Die Führungskräfte sind dadurch dauerhaft in ihrer Sandwichfunktion gefordert: Sie sind zuständig für die eigenen Mitarbeiter und gleichzeitig Mitglied in einem Managementteam für den Gesamtbereich. Das hilft über die eigenen Fachgrenzen hinaus zu schauen und seinen Beitrag zur Gesamtabteilung zu leisten. Fachsilodenken und -handeln entsteht so idealerweise erst gar nicht.

Zudem läuft der Chef nicht Gefahr, dass er zum Postillion für alle Informationen wird – Informationen, die aus Einzelmeetings mit seinen Gruppenleitern entstehen würden und die er in Alleinverantwortung zu allen Mitbetroffenen tragen müsste. Beim Managementmeeting sind hingegen alle gleichzeitig und regelmäßig um einen Tisch versammelt und können sich so gegenseitig in einer strukturierten Weise austauschen.

Übrigens, genau deshalb ist es auch so wichtig, dass ein- bis zweimal im Jahr Strategie- und Teammeetings außerhalb der gewohnten Arbeitsumgebung stattfinden. Damit Vergangenes reflektiert, Zukünftiges gemeinsam vorbereitetet und die Beziehungsebene unter den Kollegen gestärkt werden kann. Eine externe Moderation unterstützt dabei.

Hinweis: Bei personenbezogenen Bezeichnungen wurde aus Gründen der besseren Lesbarkeit die männliche Bezeichnung gewählt.