Wir sind was wir tun. Die Arbeit hilft uns, uns auszudrücken und uns selbst zu verwirklichen. Arbeit und Leben strikt voneinander zu trennen funktioniert nicht. Vor allem, wenn man sich auf eine Arbeit einlässt und versucht, sie bestmöglich unter Einhaltung der bestehenden Regeln und Standards zu tun. Dann erst identifiziert man sich mit dieser Arbeit. Das macht den Unterschied dazu, die Arbeit irgendwie ohne Ambitionen zu tun: einen Gast warten lassen, eine falsche Auskunft geben, bei roter Ampel über die Kreuzung fahren. Aber egal wie sehr man sich mit der Arbeit identifiziert, Arbeit hat in jedem Fall Einfluss auf das ganze Leben.  

Arbeit ist mehr als nur Mittel zum Zweck

Die Marienthalstudie (1927-1930) belegte diese Verbundenheit von Arbeit und Leben: 75 Prozent der Familien in Marienthal erhielten nach der Schließung einer Fabrik Arbeitslosenunterstützung. Anstatt mit den staatlichen Subventionen ein Stück Freiheitsgefühl zu verspüren, resignierten die ehemaligen Fabrikmitarbeiter. Der Grund liegt im Verlust der Identität – verliert man seine Arbeit, verliert man zugleich seine Identität. Arbeit war nie nur für die Geldbeschaffung da. Arbeit war nie nur Mittel zu Zweck. Arbeit ist unendlich reicher und komplexer: Sie verfolgt ein bestimmtes Ziel, einen bestimmten Zweck und sie verhilft uns zur Identität, sozialen Anerkennung und Weiterentwicklung.

Arbeit ist Verpflichtung und Chance zugleich

Einzelne Tätigkeiten und Verrichtungen werden erst zu Arbeit wenn sie mit Verpflichtungen durch Deadlines, Termine, Routinen, Zielvorgaben etc. gekoppelt werden. Arbeit erzeugt Verpflichtungen zu Kunden, Kollegen und Arbeitgebern und gegenüber sich selbst. Wenn jeder nur das tut, was er für richtig hält oder sich wünscht, wäre Arbeit im beruflichen Sinne nicht möglich. Arbeit ist ein verbindliches Versprechen Leistung zu erbringen, dass man mit der Unterschrift in seinem Arbeitsvertrag gegeben hat. Es ist daher ein wunschunabhängiger Grund jeden Morgen zur Arbeit zu gehen. Und die bloße Anwesenheit im Unternehmen ist auch noch nicht Arbeit. Arbeit ist zielgerichtet, ergebnisorientiert – beruflich und privat im Haus und Garten. Arbeit unterliegt Zwängen und Einschränkungen. Aber gleichzeitig bietet sie Chancen auf ein gutes Leben, nämlich dann, wenn man seine Fähigkeiten und Ziele durch die Arbeit realisieren kann.

„Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“

Diesen Satz hört man oft, doch er müsste richtigerweise so heißen: Arbeit soll Vergnügen bereiten – beruflich und privat. Nicht entweder Arbeit oder Vergnügen, sondern beides: vergnügtes Arbeiten im Beruf und vergnügtes Arbeiten privat. Aber wie soll das gehen? Das stellt bei unserer Erwerbsgesellschaft, die auf Wochenende, Urlaub und Pension getrimmt ist, die Welt auf den Kopf. Wir fürchten um die Errungenschaften der sozialen Rahmenbedingungen der letzten Jahrzehnte und nehmen an, dass Arbeit uns nur krank macht und uns unserer Freiheit beraubt.

Arbeit ist ein Weg zur Selbstachtung

Arbeit gibt dem Leben Struktur, einen Rahmen der Verbindlichkeiten erzeugt und unterwirft unserem Handeln Regeln. Arbeit schafft Gewohnheit und Muster – das schränkt uns einerseits ein, andererseits entlastet es uns davon, jeden Tag aufs Neue überlegen zu müssen, was wir tun wollen.

Das macht für uns Sinn, wenn wir einen Job zu haben, der den eigenen Fähigkeiten optimal entspricht und der das ermöglicht, was wir uns für unser Leben wünschen. Das stärkt unsere Selbstachtung – wir werden gebraucht und sind zu etwas nutze. Selbstachtung erfordert allerdings auch, dass wir für unser Handeln in Folge die Verantwortung übernehmen. Wir haben unsere eigenen Bedürfnisse und die der anderen zu berücksichtigen. Arbeit stellt zufrieden, wenn sie in persönlicher und sozialer Hinsicht passt – sowohl zu unseren Fähigkeiten als auch zu den Bedürfnissen der Gesellschaft.

Arbeit ist ein Persönlichkeitsformer

Gute Arbeit berücksichtigt die jeweils geltenden Kriterien und Standards wie beispielsweise Effizienz und Qualität. Sie passt zu mir, meinen Fähigkeiten und Bedürfnissen. Außerdem trägt sie zur Befriedigung der Bedürfnisse anderer bei. Wenn wir einen guten Job machen, dann nützt es anderen genauso. Sie profitieren von der Qualität meiner Arbeit und es nützt mir, da ich meinen Charakter, meine Fähigkeiten und meinen Persönlichkeit forme. Gute Arbeit hält es aus, dass sie auch gutes Geld verdient. Sie schafft äußere und innere Werte. Das Ideal liegt darin, das eine mit dem anderen zu verbinden, damit Leben und Arbeit auf eine angenehme Art und Weise miteinander verbunden ist. Coaching kann helfen, das Positive am bestehenden Job ins Zentrum zu rücken oder zu unterstützen, sich selbst und die eigenen Bedürfnisse und Fähigkeiten besser kennen zu lernen und in Folge gezielt einsetzen zu können. Wenn dieses Bewusstsein entwickelt wird, hat Arbeit positive Auswirkungen auf das eigene Leben.

Auszüge und ergänzende Quelle: Work-life-Bull-Shit, Thomas Vašek

Hinweis: Bei personenbezogenen Bezeichnungen wurde aus Gründen der besseren Lesbarkeit die männliche Bezeichnung gewählt.