Der wesentliche Teil des Miteinanders ist durch unsere Einstellung bestimmt. Was immer wir von uns selbst und unserem Umfeld halten, erhält durch unser Verhalten Ausdruck: so reden wir (sprachlicher Ausdruck), so schauen wir (Mimik), so bewegen wir uns (Körperhaltung). Obwohl wir dazu nie wirklich geschult werden, können wir unsere Mitmenschen in den meisten Fällen sehr gut einschätzen und ihr Grundverhaltensmuster erkennen. Wir haben lediglich manchmal das Vertrauen in unsere nonverbalen Wahrnehmungsfähigkeiten verloren. Das verunsichert uns vor allem in beruflichen Kommunikationssituationen. Gut emotional distanziert und losgelöst von eigenen Erwartungen und Bewertungen ist es leichter, sein Gegenüber in den unverstellten Blick nehmen zu können. Dazu liefern die vier nachfolgenden Grundverhaltensmuster (in ihren negativen Übertreibungen) plakative Einblicke und einen guten Überblick:

Diese 4 Bezeichnungen der Grundverhaltensmuster gelten für alle Geschlechter und dienen nur zur Veranschaulichung.

1. Trotzkopf

Grundsätzlich ist er ein liebenswerter Zeitgenosse, der allgemein freundlich und umgänglich ist. Außer, er hat sich etwas in den Kopf gesetzt, dann versucht er das unbedingt durchzusetzen. Da er eher emotional getrieben ist, fehlen ihm schnell die fachlichen und sachlichen Argumente. Und daher verfällt er sehr schnell in emotionale Bestrafungsmodelle wie: beleidigt sein, ausweichen, Blickkontakt meiden, stumm anschweigen, schmollen und auf physischen Rückzug gehen. Das ist nur ein kleiner Auszug dieses Verhaltensrepertoires.

Wie reagiert man im Berufsalltag darauf? 4 Grundverhaltensmuster

Wichtig ist, inhaltlich nicht nachgeben, denn das sind erlernte Reaktionen aus der Kindheit. Diese waren damals erfolgreich, wenn es um vergleichsweise wenig ging: Süßigkeiten bekommen, länger Fernsehen dürfen, etc. Im beruflichen Erwachsenen Dasein, sind die Themen, die man durchsetzen möchte oftmals komplexer, teurer und bringen umfassendere Konsequenzen mit sich. Diese Verhaltensformen sind daher mehr als inadäquat.
Das Trotzgehabe negieren. Sich keinen Falls darüber ärgern. Auf Kollegenebene humorvolle Annäherung ausprobieren. Der Trotzkopf kommt oftmals alleine schwer wieder aus dem Schneckenhaus heraus, in das er sich zurückgezogen hat. Daher sind ständige Angebote des wieder Miteinbeziehens wichtig, weil sie die Trotzphase verkürzen. Inhaltlich oder in der Sache nicht nachgeben, wenn nicht ausdrücklich sachliche Argumente dafürsprechen. Nur um den Friedenswillen einlenken, bestätigt und verstärkt das kindliche Reaktionsmuster. Ziel ist, es die Trotzreaktion gegen ein adäquates Erwachsenenverhalten einzutauschen, dass sich in einem gesunden Durchsetzungsvermögen zeigen würde: das, was man will und als richtige Lösung erachtet, schlüssig zu erklären und mit überzeugenden Argumenten darzustellen. Damit kann man andere ins Boot holen und letztendlich Unterstützung für die Umsetzung erhalten.

2. Rüpel

Raue Umgangsformen, rohe Sprache, rüdes Miteinander kann sogar als besondere Kultur gepflegt und gelebt werden. Je aggressiver und rauer, umso mehr schüchtert der Rüpel ein. Man will sich nicht anlegen, nicht Objekt der Attacken und Angriffe werden. Man weicht aus, macht einen Bogen, macht gute Miene zum bösen Spiel. Damit trägt man leider zur Festigung der bestehenden Umgangsformen bei. Dieses Verhalten ist absolut aus der Zeit gefallen, weil es stark Egoismus und Ellbogentechnik fördert. Nach dem Motto: Dem Stärkeren gehört die Welt! Ein vielschichtiges Miteinander, wo alle an einem Strang ziehen ist mit Rüpel unmöglich.

Wie reagiert man im Berufsalltag darauf?

Rüpelhaftes Verhalten sofort anspreche. Das unerwünschte Verhalten, den falschen Ton, die rüden Umgangsformen benennen, somit zum Thema machen und mit allem Nachdruck Einhalt gebieten: „Ich will nicht, dass Du so mit mir redest!“ Blickkontakt, Pause machen, um den Gesagten Nachdruck zu verleihen und dann auf der sachlichen Ebene mit den Inhalten fortfahren, um die es geht. Somit hat das Gegenüber die Chance, ohne großen, weiteren Aufhebens, einen neuen Ton anzuschlagen und eine neue Verhaltensform an den Tag zu legen

3. Schnösel

Er wirkt überheblich, besserwisserisch, angeberisch. Erscheint overdressed und nimmt sich generell eine Spur zu viel heraus, um die Grenzen auszuloten. Hört nicht zu, geht nicht in den Dialog, wertet permanent andere nonverbal ab – zum Beispiel durch ein provokantes Mustern von oben bis unten – um sich aufzuwerten. Sucht Anschluss bei all jenen, die der Sonne nahe sind. Neigt dort zur Anbiederung. Möchte um jeden Preis als etwas Besseres gelten. Der Schnösel ist der beste Sparringpartner für den gesunden Selbstwert. Denn nur wenn man sich über ihn ärgert und sich über sein Benehmen aufregt, ist man in die Falle geraten.

Wie reagiert man im Berufsalltag darauf?

Kopf hoch, selbe Augenhöhe einnehmen, gesundes Selbstbewusstsein an den Tag legen. Das lässt die Selbstüberhöhungsaktionen des Schnösels abprallen. Auf der sachlichen Ebene ansprechen und versuchen abzuholen. Seiner Arroganz, Gleichmut und natürliche Selbstsicherheit entgegenstellen. Charisma ist die wahre Attraktivität, die die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zieht!

4. Diva

Egoistisch, selbstsicher auf Basis eines besonderen Talents! Das ist die Diva schlechthin. Die fehlende Empathie und die überhöhte Egozentrik lassen sie leider die Auswirkungen ihres Veraltens nicht erkennen. Dazu kommt, dass es immer wieder Personen gibt, die sich nur zu gern Nahe dieser Sonne tummeln. Sie genießen Goldstaub und die Vergünstigungen, die damit einhergehen und nehmen die Launen in Kauf.

Wie reagiert man im Berufsalltag darauf?

Grenzen ziehen, Einhalt gebieten, sich nicht vereinnahmen lassen. Möglicherweise führt das zum Bruch mit der Diva. Das ist aber besser als die Abhängigkeit, in die man geraten kann. Persönlicher Entzug und vorübergehende Distanz, bis die Gewitterwolken der Diva sich verzogen haben, ist das einzige wirksame Mittel, um Grenzen zu setzen und sich emotional in Sicherheit zu bringen. Sich davon nicht beeindrucken lassen, die Gesprächszielsetzung und das Thema nicht aus den Augen verlieren und, wenn der fachliche Diskurs nicht mehr zu halten ist, das Gespräch zu vertagen, sind erfolgsversprechende Taktiken, um mit der Diva auszukommen. Sie zu verändern ist äußerst schwierig, weil ihr dazu oft der Wille fehlt. Zu viele Bestätigungen ihrer Anhänger lassen sie in den Glauben, dass ihre Welt in Ordnung ist.

Mit Reflexion zum Erfolg

Vor allem in schwierigen beruflichen Kommunikationssituationen zeigen sich die vier Rollen mit den beschriebenen Ausprägungen in leichter oder starker Form. Einzelcoaching kann helfen, diverse Kommunikationssituationen mit derartigen Zeitgenossen zu reflektieren. Dabei wird eigene Verhalten hinterfragt und herausgearbeitet, welche Verhaltensweisen bisher bereits gut geklappt haben. Sie werden verstärkt und um alternative Handlungsoptionen angereichert. Das kann zwischen den Coachingsessions ausprobiert und in Folge feinjustiert werden. Der gesamte Coachingprozess vergrößert somit das kommunikative, Handlungsrepertoire, erweitert persönliche Wertevorstellungen und revidiert unrealistische Erwartungen.