Die Zeit vergeht wie im Flug. Kaum hatten wir Weihnachten, steht schon wieder der Sommer vor der Tür. Wir werden immer schneller älter. Alles Aussagen, die daraufhin deuten, dass die Zeit quasi an uns vorbeifliegt oder Ereignisse auf uns überraschend von selbst zukommen. Diese Auffassung entspricht dem Fluxmodus, einem von zwei Zeitqualitäten. Auf den Fluxmodus haben wir – geprägt durch unseren Kulturkreis – scheinbar weniger Einflussmöglichkeiten als zum Itermodus, der zweiten Zeitqualität. Im Itermodus bewegen wir uns nämlich aktiv durch die Zeit – wir planen und strukturieren sie. Wie machen sich die Modi in unserem Arbeitsalltag bemerkbar? Und welche Vorteile bringt das Wechseln zwischen den zwei Zeitkanälen?

Flux – Im Fluss der Zeit

Im Fluxmodus haben wir das Gefühl, Ereignisse überrennen uns, etwas holt uns ein oder überholt uns. Wir sind im Stillstand und die Zeit umfließt uns wie ein Fluss – ohne, dass wir aktiv etwas dafür bzw. dagegen tun. Das kann in unseren schnellen Zeiten als leidvoll und schwierig erlebt werden: Ich werde von etwas überrannt, oder etwas Schlimmes holt mich ein. Wir haben dann das Gefühl, dass wir Opfer einer übergeordneten Zeitmacht sind, die uns und unser Leben bestimmt. Es kann für uns aber auch den Charakter des „Glücks“ oder „günstigen Schicksals“ haben, wenn uns äußerst positive Ereignisse ereilen: überraschendes Jobangebot, Lotto-Sechser, Lebenspartner finden etc.

Iter – Zeit einteilen und beherrschen

Ich setze mir Ziele und gehe anschließend Schritt für Schritt auf das Ziel zu. Wenn die Richtung stimmt komme ich meinem Ziel mit jedem Schritt näher. Das sind Vorstellungen einer Zeitqualität, die fix ist. Sie lässt sich planen, einteilen, aufteilen, ist linear oder zyklisch. Sie hat messbare Abstände in Minuten, Tagen, Monaten und Jahren. Das ist die zweite Zeitqualität, der Itermodus. Wir kennen ihn sehr gut im beruflichen Umfeld. Unser Arbeitsalltag erscheint uns durch die intensive Projektmanagement- und Planungsarbeit vor allem im Itermodus. Zeit kann hier aktiv eingeteilt und beherrscht werden. Wir haben sie uns Untertan gemacht!

Beispiel: Flux und Iter im Alltag positiv nutzen

Peter hat seinen Job verloren und ist auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Er plant eine gewisse Anzahl an Bewerbungen pro Woche zu verschicken. Nimmt sich vor, pro Woche x Termine mit Netzwerkpartner zu vereinbaren und möchte ab dem Tag y wieder einen Job haben.

Wenn das Zeiterleben in diesem Itermodus zu belastend wird, dann könnte man den Fluxmodus als zusätzliches Zeiterleben anbieten:

Was passiert sonst noch – außerhalb der geplanten Aktivitäten – von allein? Wer hat sich von sich aus gemeldet und ist auf Peter zugekommen? Was passiert eine Woche lang, wenn Peter keine Aktivitäten setzt? Was passiert punkto Jobsuche von selbst, wenn er eine Auszeit nimmt?

Die Bereicherung findet folglich dann statt, wenn zusätzlich zum bestehenden Zeiterleben der andere Zeitkanal auch wahrgenommen wird. Wenn beides erkannt und erlebt wird, erweitern sich die Möglichkeiten um ein Vielfaches. Menschen, die sehr gelassen sind, erleben beispielsweise auch beide Zeitqualitäten, sowohl passiv als auch aktiv, und bereichern so ihr Leben.

Zeitkanal erkennen und wechseln

Grundsätzlich sind beide Zeitkanäle gleichwertig positiv. Wenn einer von ihnen jedoch einseitig überwiegend betont wird – wird er als problematisch erfahren. Menschen drücken mittels Sprache aus, welchem Zeitkanal sie angehören oder welchen sie bevorzugen. Durch aufmerksames Zuhören kann man erkennen, ob jemand sein Zeitempfinden im Problemmodus erlebt. Wenn ja, ist Handeln angesagt. Wir können nämlich den Wechsel zwischen den Modi mit Sprache bewusst anregen. So können Lösungen auf dem anderen Zeitkanal gesucht werden. Wie genau der Übergang zwischen den Kanälen funktioniert, kann in einem professionellen Coaching erlernt werden.

 

Quelle: Matthias Varga von Kibéd

Hinweis: Bei personenbezogenen Bezeichnungen wurde aus Gründen der besseren Lesbarkeit die männliche Bezeichnung gewählt.