„Wenn Zeiten kritisch und herausfordernd werden, ist es besser, nicht ganz an der Spitze zu sein, denn dort weht der Wind am rauesten“, so ein erfahrener Mittelmanager. Recht hat er, wenn man die aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen beobachtet.

„Wenn das Topmanagement nicht aktiv gestaltet, ist das von der zweiten Reihe aus nicht mehr wettzumachen. Und wenn das Schiff untergeht, dann scheitert man im Mittelmanagement mit, ohne es abwenden zu können“, antwortet ein anderer, ebenfalls erfahrener Mittelmanager.

Neben all diesen schwarz-weiß Perspektiven, ist aber eines Fakt: Im Mittelmanagement kann man nicht den Job des Topmanagements ausüben. Wirkungsgrad und Einfluss der Funktion verhindern das, auch wenn die persönlichen Kompetenzen den Funktionsinhaber befähigen würden. Im Mittelmanagement ist man in der Welt der Topmanager und somit von deren Entscheidungen beeinflusst, begrenzt und abhängig.

Den eigenen Gestaltungsspielraum wahrnehmen

Das zu akzeptieren und dabei den Rahmen und die Möglichkeiten innerhalb dieser Grenzen auszuschöpfen, ist im Mittelmanagement das Erfordernis. Üblicherweise verbleibt genug Gestaltungsfreiraum, Entwicklungsmöglichkeit und Raum für eigenes Handeln. Es erscheinen nur oftmals die Kirschen im Nachbarsgarten verlockender – sprich, es ist einfacher fremde Früchte zu begehren als die eigenen Früchte zu säen oder zu ernten.

Das Mittelmanagement hat in der Unternehmensorganisation eine unglaublich wichtige Rolle, mit drei ganz entscheidenden großen Aufgabenstellungen:

1. Übersetzen von strategischen Vorhaben!

Sie bilden die Brücke von der Strategie zur operativen Umsetzung. Das bedeutet sie brechen strategische Entscheidungen auf überschaubare Zeiträume und Inhalte runter. Sie stoßen Projekte an, die die große Linie verständlich machen und die damit verbundenen Zielsetzungen bedienen und so sukzessive zur Umsetzung bringen.

2. Aufbereiten von relevanten Inhalten zur Entscheidungsfindung!

Sie fassen Detailinformation zusammen und verdichten diese sinnvoll, ohne die endgültige Aussage zu verwaschen. Entscheidungsgrundlagen werden umfassend aufbereitet, indem sie komplexe Angelegenheiten auf die wesentlichen Faktoren reduzieren, ohne in den Aussagen zu detailliert oder zu abstrakt zu sein. Das ist eine Fähigkeit, die dem Topmanagement viel Geld, Zeit und Ressourcen spart. Entscheidungen werden so auf verlässliche, fachlich fundierte Säulen gestellt. Weniger ist in diesem Fall mehr: Wenn jemand glaubt, dass ein hundertseitiger Bericht für das Topmanagement Qualität bedeutet, dann hat dieser jemand den Job des Mittelmanagements nicht verstanden und sich somit überflüssig gemacht.

3. Optimieren der Organisation durch standardisieren und automatisieren!

In Zeiten vom Ruf nach mehr Digitalisierung in Unternehmen, ist die Beschleunigung und Unterstützung derartiger Vorhaben – die naturgemäß im Mittelmanagement liegen – auch von diesem anzustoßen. Wenn sie der Optimierungsfunktion und -kraft des Mittelmanagements über einen längeren Zeitraum nicht gerecht werden, führt das zu einem großen Aufholbedarf. Die Transformation ist dann für alle Beteiligten unangenehmer, als wenn die Weiterentwicklung ständig und in kleinen Schritten passiert.

Jedem in seiner Riege vertrauen

So wie Mittelmanager manchmal „genau zu wissen glauben“, welche Unternehmensstrategien erforderlich sind und das dem Topmanagement ständig ausrichten. So ist das Topmanagement hin und wieder zu operativ und sitzt dem Mittelmanagement mit Rotstift im Nacken. Sie denken, dass die Organisation Einsparungspotenziale verheimlicht, Vorgaben nicht einhält und den beruflichen Alltag nicht organisieren und bewerkstelligen kann.

Beide Verhaltensmuster sind nicht zielführend: Im ersten Fall nehmen die Mittelmanager die Verantwortung für die zu treffenden Entscheidungen nicht. Im zweiten Fall gehen die mittleren Managementaufgaben durch zu viele Hände, während die strategischen Aufgabenfelder nicht bearbeitet werden.

Eine gesunde Aufgabenteilung unter Berücksichtigung der jeweiligen Top- und Mittelmanagementschwerpunkte samt dem dazugehörigen Vertrauen, dass die jeweils anderen einen vernünftigen Job machen, gewährleistet das zielführende Zusammenspiel und sichert ein umfassendes Wirtschaften im Sinne des Gesamtunternehmens. Dieser Prozess kann mitunter eine Herausforderung darstellen. Ein professioneller Sparringpartner kann, mit Blick von außen, unterstützend wirken und zu einer schnellen Lösungsfindung beitragen.

Hinweis: Bei personenbezogenen Bezeichnungen wurde aus Gründen der besseren Lesbarkeit die männliche Bezeichnung gewählt.