Was wäre eine Reise ohne Vergleichsportale wie booking.com? Egal ob geschäftlich oder privat – wir können einfach das Ziel in die Suchmaschine eintippen und schon wird eine Vielzahl an Hotels nach Bewertungen sortiert angezeigt. Wenn dann auch noch der Preis stimmt, kann man sorgenfrei buchen. Wir wissen ja schließlich, was uns erwarten wird. Warum gibt es sowas nicht über Führungskräfte?

Diese Feedback-Kultur findet ihren Zugang inzwischen zu vielen Bereichen unseres Lebens. Wer hat noch kein 360-Grad Feedback oder eine Mitarbeiterbefragung in seinem Job erlebt? Die Regulierung dieser firmeninternen Tools liegt meist bei HR-Abteilungen. Diese bestimmen über Einsatz, Gestaltung und Verwendung der Daten, weshalb viele Mitarbeiter in den Befragungen nicht die volle Wahrheit preisgeben.

Externe Arbeitsplatz-Bewertungen sind anonym und ermöglichen ehrliches Feedback

Externe Bewertungsplattformen wie kununu.com und glassdoor.de ermöglichen anonyme Bewertungen des Arbeitgebers, die nicht firmenintern geprüft werden. Die Arbeitsatmosphäre zu anderen Angestellten ist großartig, zum Chef aber nicht? Es gibt viele Benefits, mit dem Gehalt sind Sie aber nicht zufrieden? Auf diesen Plattformen kann man sein Feedback genauso verbalisieren wie man es auf booking.com oder Amazon tun würde. Mit einer Besonderheit: Der Arbeitgeber kann Stellung beziehen.

Zukunftsszenario: Führungskräfte-Ranking

Wenn sich diese ersten Schritte in Richtung Arbeitsplatz-Bewertung weiter intensivieren, könnte es irgendwann der Standard sein, dass es ein Führungskräfte-Ranking gibt. Wer ist auf der Beliebtheitsskala die Nummer 1? Wer ist im Vergleich zur letzten Woche auf- oder abgestiegen? Wer ist in der Branche die Führungskraft mit den meisten Punkten? In Österreich? Europa? Oder gleich weltweit? Von einem solchen Szenario sind wir noch weit weg. Dennoch ist der Wunsch nach solchen Rankings bei Mitarbeitern groß. Auf einmal kann man nicht nur abschätzen, ob eine Firma als neuer Arbeitsplatz in Frage kommt. Sondern man kann aktiv Einfluss auf das Verhalten der eigenen Führungskraft nehmen. Natürlich bietet ein solches Führungskräfte-Ranking Platz für alternative Motive wie persönliche Rachefeldzüge oder kommerzielle Verwendungszwecke. Dennoch wird die Chance geboten, ehrlich und öffentlich über Führungsqualitäten zu diskutieren.

Könnte das eine Revolution der Arbeitswelt bedeuten?

Ich sage ja. Für die Beurteilung der Führungskräfte in einem Unternehmen würden nicht mehr nur wirtschaftliche Kennzahlen von Bedeutung sein, sondern ihr Platz im Ranking. Dieses basiert auf dem Umgang mit den Mitarbeitern – jenen, die täglich mit ihnen im Austausch stehen. Führungskräfte, die dauerhaft unbeliebt sind oder wegen der Gestaltung der Arbeitsatmosphäre kritisiert werden, laufen Gefahr sich Jobchancen zu verbauen. Besonders zu Zeiten eines knappen Bewerbungsmarktes kann die Bedeutung dieser Ratings sprunghaft steigen. Wenn sich ein Bewerber nur für ein Unternehmen mit sehr gut bewerteten Führungskräften interessiert, bekommt Leadership eine neue, erstmalig wirklich relevante Bedeutung.

Betrachtet man vergleichbare Beliebtheitsskalen, wird die Bedeutung von einem Führungskräfte-Ranking noch stärker betont. Politiker und Prominente stellen sich schön längst öffentlichen Rankings. Ähnlich auch Dienstleister wie selbstständige Trainer mit Bewertungsmöglichkeiten nach jedem Seminar. Wieso dann nicht auch Führungskräfte?

Es ist also nur mehr eine Frage der Zeit, wann Mitarbeiter standardmäßig ihre Chefs beurteilen. Ein Grund mehr die Zeit zu nutzen und sich mit den eigenen Führungsqualitäten im Coaching oder Training auseinander zu setzen. Der unternehmerische Erfolg wird davon ganz bestimmt profitieren.

Hinweis: Bei personenbezogenen Bezeichnungen wurde aus Gründen der besseren Lesbarkeit die männliche Bezeichnung gewählt.